Das Zeitalter der Schatten

"Was ist besser? Wenn wir hier bleiben und uns von ihm abschlachten lassen, oder wenn wir wenigstens den Versuch unternehmen, noch unsere Hintern zu retten? Denn ich bin mir sicher, dass es diesmal keine Gnade geben wird. So wie ich den schwarzen Diktator einschätze, wird er auf keinen Fall davor zurückschrecken, uns alle niederzumetzeln, so wie er es schon bei der Belagerung des Okami-Dorfs getan hat und so, wie es auch damals in Ignis passiert ist. Wir haben keine andere Wahl, als diesen Versuch zu starten! Selbst wenn wir weiter weglaufen, wer sagt uns, dass wir weit genug kommen?" entgegnete Tarik und klang ein wenig verärgert angesichts des wohl nicht vorhandenen Mutes von Shanea.

"Wer hat vom Hierbleiben geredet? Ich meine nur, dass ich es vorziehen würde, nicht im Hinterhalt auf Luzius zu warten. Als würde er sich überraschen lassen!", entgegnete Shanea, wobei sie selbst auch ein wenig verärgert war. Offensichtlich schienen Ignier eine völlig andere Art des Kampfes zu praktizieren, als die die sie immer gelernt hatte. "Ihr müsste mich wahrlich für dumm halten, wenn ihr denkt, dass ich von Luzius Gnade erwarten würde...", bemerkte Shanea und schürzte die Lippen.

"Nun gut, aber wohin sollen wir gehen? Wohin sollen wir flüchten? Wir würden es niemals über das Gebirge bis nach Ithuán schaffen!" entgegnete Tarik. "Im Moment haben wir einfach nicht die Zeit dazu, genügend Proviatn mitzunehmen, und im Gebirge werden uns auch nach längerer Zeit die Nordländischen Dämonen im Nacken sitzen. Wenn wir einige Soldaten ausrauben, könnten wir ihnen den Proviant und einige andere Dinge abnehmen. Denn wenn wir einfach so, wie wir jetzt sind, die Flucht antreten, werden wir es niemals länger als ein paar Tage überleben. Und sogar für mich wird es eindeutig zu kalt sein dort, im hohen Gebirge!"

"Wie sieht es mit dem Sonnengebirge aus? Dort ist es nicht so kalt und es ist auch nicht mehr weit entfernt von Al-Aurun, wo man uns möglicherweise aufnehmen könnte...", bemerkte Shanea. "Auf jeden Fall sollten wir uns in Bewegung setzen..uns rennt die Zeit davon!", bemerkte Shanea und schaute in Richtung des Tunnels, von dem aus sie bereits ungute Dinge spüren könnte.
"Sie verlassen sicher bald den Wald....lasst uns gehen!", bat sie, in der Hoffnung, dass Tarik einverstanden sein würde.

"Nun, das wäre ein Vorschlag, die Frage ist nur, ob wir es bis dahin schaffen. Wenn wir eine Möglichkeit hätten, die Truppenbewegungen von Luzius zu überwachen, wäre es natürlich besser, aber gut, wir sollten nicht länger hier stehen bleiben. Lasst uns gehen, denn mein Gespür sagt mir, dass wir nicht mehr viel Zeit haben." erklärte sich Tarik einverstanden und schwang sich dann wieder auf sein Pferd, ebenso wie der Rest der wenigen Dämonen und Mitglieder der Infernalis-Gilde.

"Was ist hier los?!" , fluchte Bloody Rose und wandte ihr Pferd. Dank der Schnelligkeit ihres Pferdes hatte sie noch rechtzeitig entkommen können, ebenso wie ein Großteil der Vorhut ihres Flüchtlingszuges. Dennoch waren einige der Kämpfer zu Fuß unter dem Schnee begraben worden. Eigentlich wollte Bloody Rose nach ihnen graben lassen, doch dann entdeckte sie die Schneeriesen und einie schwarze Masse aus Menschen, die oben auf den Hügeln standen und bis an die Zähne bewaffnet waren.
"In Verteidigungsposition!!!!!"; schrie Bloody Rose und zog ihr Schwert um den anderen das Zeichen zu geben. Gleichzeitig gab sie per Gedanken an die anderen Vampire ihrer Rasse die Warnung durch, dass ihr Zug angegriffen wurde. Wo waren nur die Inferna, wenn man ihr Feuer am dringendsten brauchte?

Shanea nahm Sylwynael zu sich aufs Pferd und folgte dann Tarek und den anderen. Sie hoffte, dass sie bald wieder Reya und Sheyr, aber vor allem Cecilia wiedersehen würden. Ebenso lagen ihr aber auch die Rebellen von Kavendar am Herzen, die mit Bloody Rose gezogen waren. Zwar waren die Zurückgebliebenen hier noch ein relativ großer Haufen aus willigen und guten Kriegern und Magiern - gegen die gesamte Armee Luzius' wären sie jedoch hoffnungslos unterlegen.

Doch noch während Bloody Rose die Befehle an ihre Mitkämpfer weitergab, hörte man auch schon den Kampfesschrei einer Frau und im nächsten Moment gab es eine Woge von Feuer, die schon die ersten Schneeriesen zum Schmelzen brachte. Kurz darauf folgten Klingenhiebe, und nur kurze Zeit später landete Cecilia geschmeidig neben Bloody Rose, wobei sie diese nur mit einem hasserfüllten Blick bedachte.
"Ich warte noch immer, vergiss das nicht. Und nun stehst du in meiner Schuld, schließlich hätte ich auch dich und dein Gesinde einfach allein lassen können..." Leicht verächtlich schnaubte sie. "Da schimpft man sich Antiquae und bringt es nicht einmal fertig, sein eigenes Volk zu beschützen. Sicherlich, du bist ja eine Prinzessin, du machst keine Fehler - außer deine igenes Volk in die Hände der Schneeriesen und der Nordländer zu führen." Mit jedem Wort war ihre Stimme noch ironischer geworden, doch dann wandte sie sich nur um und kämpfte weiter. "Und merke dir: Das ist nicht für dich. Es ist lediglich für die anderen, Unschuldigen, die unter deiner Hand genauso zu leiden haben, wie wir alle unter der Hand von Luzius."

Verwundert bemerkte Bloody Rose Cecilia, mit der sie absolut nicht gerechnet hatte: Kaum dass diese erschienen war, schien auch gleich der Kampfesmut der Kavendarrebellen gestärkt worden zu sein. Mutig bildeten sie eine Verteidigungslinie gegen die mit Luzius verbündeten Nordländer, die über das Erscheinen der Inferna-Frau ebenfalls verunsichert waren.
Auf ein wildes Geschrei hin schossen sie zunächst vereinzelte Pfeile auf die Flüchtlinge aus Kavendar, bevor die Nordländer sich mit gezückten Spießen, Äxten und Schwertern unter wildem Gebrüll auf die Rebellen stürzten, die sich aus den Überbleibseln der verschiedensten Gilden zusammensetzten. Kaum hatten die Nordländermeuten den Flüchtlingszug erreicht, schellten sie geradezu gegen die Verteidigungswand der Rebellen, die unter Cecilias Führung nun den Gegenangriff führten und den unorganisierten Haufen der Nordländer schnell merklich lichteten.

Bloody Rose ritt derweil den ganzen Zug entlang um die Kämpfer zu motivieren, die gerade die Nordländer zurückhielten, während die Magiere der Rebellen alles versuchten die SChneeriesen zu besiegen. Danke Cecilia waren sie der Falle gerade noch entgangen. Wie hatte sie auch nur diesen schwachen Moment haben können. Gedanklich befahl sie dem Hauptzug und der Nachhut jedoch eindringlich eine andere Route einzuschlagen - schließlich konnte sie schon spüren, dass sich Niya und die Dämonenreiter näherten. Während die Vorhut mithilfe von Cecilias mächtigen Feuerkräften durch das Hindernis der Lawine fliehen konnte, würde es mit dem gesamten Zug zu lange dauern.
So schlug der Hauptteil und die Nachhut des Flüchtlingszug den Weg in die alte Stadt der Sonnenelfen ein, wobei sie sobald sie die Brücke über die Gebirgsschlucht zerstören würden, sodass zumindest Niya ihnen nicht folgen können würde. //Wir sehen uns dann in Al-Aurun oder Sura wieder// gab Bloody Rose an ihre Antiquaekollegen weiter. Wären sie erstmal außerhalb von Luzius Reichweite würden sie mit neuer Kraft zurückkehren und ihn vom Thron stoßen.

Mit erhobenem Schwert hatte sich Cecilia auf die Nordländer gestürzt, wobei einige von ihnen schon jetzt die Flucht einschlugen als sie merkten, wen sie vor sich hatten. Das Gerücht von jemandem, der es geschafft hatte, den großen Herrscher Calums merklich und bleibend zu verletzen, hatte eben doch Wellen gesechlagen, und als man jetzt eine junge Frau sah, deren Aussehen genauestens zur Beschreibung in den Legenden und Gerüchten passte, wurde man doch etwas mulmig. Doch noch wollten die Nordländer nicht aufgeben, was ihnen jedoch zum großen Nachteil wurde, denn viele von ihnen fielen innerhalb von Sekunden, wieder andere wurden zumindest so schwer verletzt, dass sie wohl in der Eislandschaft den Tod finden würden.
Mit einem missmutigen Blick zu Bloody Rose fuhr Cecilia ihren Kampf fort. Sie konnte es nicht verstehen, wie man sich als Prinzessin der Antiquae und Herrscherin über Kavendar nur so aufspielen musste. Denn bisher hatte sie noch nicht gesehen, dass die hohe Dame sich selbst im Kampf eingebracht hätte, weshalb sie nun nur umso verärgerter war und noch verbissener kämpfte.

Gerade als Bloody Rose wieder an die Spitze des Zuges zurückkehrte, wurden die Nordländer unter der beherzten Kampfformation der Rebellen zermalmt, die unter Cecilias Führung keinen Zentimeter zurückgewichen waren und bisher nur ein paar Verwundete zu beklagen hatten, aber keine Toten. Die Nordländer hatten ihre Formtion nicht durchdringen konnten und wurden nun nacheinander vernichtet, als sie versuchten den Berg zurückzurennen, aber in ihrer eigenen Falle saßen. So wurden sie mühelos von den Rebellen niedergestochen, während Bloody Rose nun verkündete dass die Verfolgung der Nordländer aufzugeben sei, schließlich konnte sie bereits spüren, dass sich Niya und die Dämonenreiter näherten.

"Cecilia...ich weiß ich stehe ohnehin in eurer Schuld....doch ich muss euch noch einmal um etwas bitten: Schmelzt diese Masse an Schnee hinweg, auf dass unser Zug hindurchziehen kann und sich in Sicherheit bringen kann!", bat Bloody Rose, die jedoch immer noch von ihrem Pferd aus auf Cecilia herabschaute.

"So, ist die sture Antiquae zur Vernunft gekommen?" fragte Cecilia mit einem schelmischen Grinsen und blickte nun hoch zu Rose, wobei noch immer ein hasserfülltes Funkeln in ihren Augen lag. "Ich hoffe, dass auch du irgendwann lernst....Aber gut, fürs Erste will ich ja nicht so sein." Schlagartig wandte sie sich um und blickte dann zu der Masse an Schnee, wobei sie kurz einmal tief durchatmete und dann einen Feuersturm auf das weiße Ungetüm losließ, wobei dieser sogar die noch übrig gebliebenen Schneeriesen und Nordländer mit sich riss und die Nordländer in Asche verwandelte, während die Schneeriesen einfach dahinschmolzen. Erst als alles wieder frei geräumt war, erstarb auch die Feuerbrunst und Cecilia wandte sich wieder um.

"Der ganze Zug sofort da durch, solange die Nordländer vertrieben sind...sie kehren sicher bald zurück und dann in doppelter Stärke!!! Beeilt euch!", rief Bloody Rose und forderte die Kavendarer dazu auf schneller zu gehen, schließlich ging es um jeden Meter, den sie noch Vorsprung hatten. Während die verletzten auf improvisieten Tragen mitgenommen wurden, blieb Bloody Rose noch stehen um sich zu vergewissern, dass auch die gesamte Vorhut noch den wieder geöffneten Pass passieren würde.
"Cecilia....führt ihr den Zug an! Ich werde aufpassen, dass niemand am Ende zurückbleibt!", bat Bloody Rose, die die drohende Nähe der berittenen Dämonengarde spüren konnte. "Blickt nicht zurück! Ach was sag ich....ihr werdet schon wissen wo ihr am besten in Sicherheit seid!", bat Bloody Rose und schaute immer wieder den Weg hinunter, den sie vor wenigen Minuten noch selbst überquert hatten. Man konnte mittlerweile bereits mehrere Pferde wiehern hören, ebenso wie auf den Anhöhen allmählich wieder Nordländer auftauchten.
"Geht....geht voran!! Vergeudet keine Zeit mehr! Ich werde sie für euch aufhalten!", befahl Bloody Rose und wendete ihr Pferd, sodass sie den nun auftauchenden finsteren Gestalten bestens sehen konnte, während hinter ihrem Rücken der Zug der Rebellen in schnellem Tempo seinen Weg fortsetzte.

"Oh, woher kommt nur die plötzliche Bereitschaft zur Aufopferung?" fragte Cecilia mit einem spöttischen Unterton, doch hatte Bloody Rose in diesem Moment auch ein wenig den Respekt der Inferna verdient, weshalb Cecilia dann nur nickte und mit erhobenem Schwert den Zug sicher durch die kalte Eiswüste führte, die das nördlichste Gebirge von Santris darstelle. Wenn sie jetzt weiter nach Norden ziehen würden, kämen sie zuerst an dem Eisdorf Septevicus vorbei, bevor sie später wohl in Alsus Clavis landen würden, welches gleichzeitig auch das Tor zum Kontinent Ithuán darstellte, den bisher von den Leuten der Inferna noch niemand betreten hatte. Manch einer munkelte, dass es der Kontinent der Götter war, wieder andere verbreiteten das Gerücht, dass ein Mann dort mit einem kleinen Mädchen umherziehe. Er sei ein Gefallener, einer der Götter, der jedoch verstoßen wurde. Angeblich sei er sogar jener, den die gorße Feuergöttin einst geliebt hätte, doch das wusste niemand so genau. Fest stand jedoch, dass es vielleicht in Ithuán auch Zuflucht gab.

"Ich komme schon noch nach...ich habe nicht vor so leicht diese Welt zu verlassen!", antwortete Bloody Rose noch mit dem selben spöttischen Unterton wie Cecilia und wandte dann ihr Pferd in Richtung der nun erscheinenden Soldaten. Sie wollte dem Zug der nach Ithuán zog soviel Zeit erkaufen wie nur möglich. Allerdings kamen ihr in diesem Moment auch Zweifel ob es wirklich solch eine gute Idee war, dem Hauptzug und der Nachhut zu befehlen nach Nordosten zu ziehen. Schließlich säßen sie am Ende an der Küste fest und lägen wie auf dem Präsentierteller.
Letztenendes fasste sie jedoch den Entschluss das das Warten konnte und ritt stattdessen mutig den Dämonenreitern unter Niyas Führung entgegen, die nichts anderes von der Antiquae erwartet hätten.

Doch Cecilia wusste, was sie zu tun hatte. Sie würde ihr Volk weniger zur Küste führen, stattdessen hatte sie vor, zuerst sich in Alsius Clavis umzusehen, da sie in den Büchern ihrer Gilde einiges gelesen hatte, bevor sie dann wohl nach Ithuán aufbrechen würde. Das Asragura-Meer war unberechenbar, das wusste sie, weswegen sie viel mehr den Weg nach Sura einschlagen wollte, einem Land, wo anscheinend alle ihre Freiheit hatten und es weder Kriege noch sonst irgendwelche Zwiste gab. Vor allem, wer wusste schon, ob Ithuán ihnen nicht Hilfe zusagen würde im Kampf gegen Luzius? Denn sie war sich sicher, dass dieser, nachdem er schon ganz Santris wollte, wohl später auch noch nach immer mehr verlangen würde.

Während der Zug nun sich durch den eisigen Pass kämpfte, blockierte Bloody Rose den Eingang zum Pass und versperrte damit gleichzeitig auch den Weg für Niya, die berittene Dämonengarde und ebenso den Nordländern, deren Scharen bereits wieder herangekrochen kamen. Während manche noch verängstigt hinunterschauten, schossen manche bereits schon ihre schwarzen Pfeile auf Bloody Rose. Erschrocken mussten sie jedoch feststellen, dass ihre Pfiele an etwas zerbrachen, dass wie eine unsichtbare Wand wirkte, die Bloody Rose völlig vor allen Geschossen schützte die auf sie zukamen. Zufrieden sah Bloody Rose die zerbrechenden Pfeile - ihre Magie hatte bestens funktioniert.

Aus dem Augenwinkel bemerkte sie nun wie Niya und die Dämonengarde vor ihr auftauchten. Oh wie sie doch diese rot glühenden Augen verabscheute, die sie nun gerade gleich im Dutzend ansahen. "Soso...der Abschaum Luziuses lässt sich also auch blicken, hm? Glaub mir Dunkelelfe....es wird mir das größte Vergnügen sein euch in euer Loch und diese dämonische Brut zurück in die Hölle zu schicken! Und das auch noch mit euren eigenen Waffen!", kicherte Bloody Rose, die schon viel von den magischen Kräften von Luzius' elfischer Hexe gehört hatte.

Cecilia hatte währenddessen ihr Volk schon ein ganzes Stück weiter nach Osten gebracht, in Richtung der einstigen Heimat einer anderen Gilde. Während sie am Himmel schon spähte, ob sie Alsius Clavis entdecken konnte, dachte sie über die vielen Legenden und Mythen nach, die man sich zurzeit erzählte. Ein riesiger Eisdrache sollte in dem Palast hausen, gefangen durch seine eigenen Mittel, weil er mit seiner Gilde die Stadt der Soldaten, Septevicus, zerstört hatte. Dann wiederum schweiften ihre Gedanken ab zum anderen Kontinent - für sie eine ferne Welt, die aber doch so verlockend wirkte. Die Götter sollten dort umgehen, als wären sie dort zu Hause. Sogar die Feuergöttin sollte dort gesichtet worden sein, doch ob es stimmte konnte niemand sagen. Ihr Vater stammte ursprünglich aus dem südlichen Rand von Ithuán, doch er hatte seiner Tochter niemals viel über die Begebenheiten dort erzählt.

"Abschaum? Tztztz wie redet ihr nur mit uns....dabei seid Ihr diejenige die auf der falschen Seite steht, Antiquae! Ihr seid ein abscheulicher Vampir - das urreinste Böse! Darf ich also fragen, was euch dazu bringt diesen zusammengehäuften Haufen aus Elfen, Menschen und noch schlimmerem zu beschützen? Ihr solltet euch mit Luzius verbünden und mit denjenigen zusammenarbeiten, die wie ihr nur das beste für ihre Rasse wollen!", entgegnete Niya nur unbeeindruckt und ritt auf ihrem schwarzen Pferd ein paar Schritte auf Bloody Rose zu, wobei ihr die dämonische Garde folgte.
"Glaubt ihr etwa ich werde eurem egoistischen, machtgierigen Herrscher die Treue schwören, der euch so wenig wert ist, dass er euch in ein Duell gegen mich schickt? Luzius ist nur ein kleiner Wurm und ich werde schon bald genug Truppen gesammelt haben um seine armselige Stadt namens Calum dem Erdboden gleich zu machen, ebenso wie er die Gildenstädte vernichtete. Nun kehrt zurück zu eurem rückgratlosen Herren, Dunkelelfe, oder ihr werdet das Schicksal dieser erschlagenen Nordländer teilen, wobei ich nicht so zurückhaltend mit eurem Leichnam verfahren werde!", fauchte Bloody Rose und entblößte ihre Reißzähne, während sie gleichzeitig ihr Kristallschwert zog und kampfbereit in der Hand hielt.

Es dauerte nicht lange, bis Cecilia wirklich schon den riesigen Eispalast von Alsius Clavis im Blick hatte. Und obwohl sie so schnell wie möglich dorthin wollte, befahl sie ihren Leuten, vorsichtig zu sein und nichts zu übersturzen, denn wer wusste schon, ob nicht doch noch einige Mitglieder der Gilde ihren Gildenmeister bewachen wollten, oder ob nicht gar doch schon Soldaten des Königs dort lauerten? Vielleicht waren es aber auch nur Räuber, niemand konnte es so genau sagen. Es war nicht einmal festgelegt, dass jemand dort war, aber gerade weil Cecilia nichts wusste, wollte sie kein Risiko eingehen. Sie waren gerade eben noch knapp alle dem Tod entkommen, es war also unklug jetzt schon wieder das Verderben zu suchen.

Niya und die Dämonengarde wichen aufgrund der Macht, die von Bloody Rose ausging ein paar Schritte zurück, schnell hatte Niya aber ihr Selbstvertrauen wieder. "Das Kätzchen brüllt - aber damit wird sie die Kampfhunde auch nicht zurückhalten können", zischte Niya und auf ihr Kommando zog die Garde ebenfalls ihre Schwerter, wobei diese eher wie sehr exotisch geschwungene Klingen aussahen, die nicht von dieser Welt zu sein schienen.
"Denk bloß nicht, dass dein jämmerlicher Magieschild diese Klingen abwehren könnte - sie stammten direkt aus der Hölle und genau dorthin werden sie dich auch bringen!", kicherte Niya und zusammen mit der Garde ritt sie langsam auf Bloody Rose zu, während die Nordländer über die schneebedeckten Berge huschten und der Truppe folgten, die nach Alsius Clavus floh.
"Ich verstehe sowieso nicht, was du hier versuchst zu verhindern? Denkst du etwa dieser kümmerliche Haufen wird in Alsius Sicherheit finden? In diesem Meer aus Eis, Kälte und Gletschern? Ich bezweifle, dass dein abscheulicher Haufen überhaupt die Mittel hat um in diesem Palast aus Eis nicht zu erfrieren! Noch dazu die ganzen Fallen....wer da hinein geht und denkt, dass der Eisdrache schutzlos im Eis gefangen ist, ist einfach nur dumm und naiv. Was denkt ihr dummen Sterblichen bloß alle von Luzius - er hat sämtliche Vorkehrungen getroffen, dass man den Drachen nicht so leicht befreien kann. Und selbst wenn? Dachtest du etwa er würde dir dienen? Der Drache? Eher würde er dich zum Mittagessen verspeisen!", lästerte Niya, die sich schon denken konnte, wo der Trupp hin floh.
"Sei einfach still - du wirst ohnehin nichts mehr daran ändern können!", fauchte Bloody Rose und galoppierte auf Niya und die Garde zu.

"Ihr bleibt da, ich geh weiter voraus." meinte Cecilia leise und schlich sich durch den Schnee in Richtung des Palastes. Schon jetzt spürte sie eine gewisse Präsenz anderer, doch noch hoffte sie, dass sie es nur mit Räubern zu tun hatte und nicht wirklich mit den Wachen des Königs. Doch ansonsten hatten sie noch immer andere Taktiken, wie sie in den Palast gelangen konnten. Vor allem Sheyr hätte wohl als Dämon seine gewissen Vorzüge, nachdem er auch besser mit den Wachen kommunizieren konte - sollten es welche sein. Vorsichtig robbte sich die junge Kämpferin der Inferna-Gilde immer weiter durch die Kälte, bis sie dann schon ein paar der Gestalten erblicken konnte, und den anderen ein Zeichen gab, langsam, aber einzeln, näher zu kommen.

Auf Niyas Zeichen, benutzen die hinteren Garddämonen die Waffen, die ihnen Luzius anvertraut hatte. Sie waren extra gegen die Magie der Antiquae entwickelt worden und würden ihr mehr als nur zu schaffen machten. So schlau wie Luzius war, hatte er jedoch dafür gesorgt, dass man die Waffen niemals gegen ihn richten können würde.
Noch ehe Bloody Rose losgeritten war, wurde ihr Pferd von den Bolzen der Garde durchbohrt, die jedoch schlimmere Verletzungen hervorriefen als alle anderen gewöhnlichen Pfeile, da sie mit der dämonischen Magie verhext worden waren. Erschüttert darüber, dass ihr Schild die Schüsse nicht hatte abwehren können, fiel Bloody Rose von ihrem eigenen Pferd, als es unter ihr starb und zu Boden fiel.
"So schnell fliegt die achso starke Antiquae von ihrem hohen Ross.....lächerlich.....bringt sie mir...aber lebendig! Luzius will selbst seinen Spaß mit ihr haben!", befahl Niya und würde nun zusehen, wie die Dämonengarde die Antiquae einfing.

Während Cecilia sich weiter nach vorne geschlichen hatte, die Kälte, die durch ihre Kleider in ihren Körper kroch, ignorierend, bemerkte sie langsam, dass die Gestalten offensichtlich doch Wachen waren. Ein gutes Dutzend nordländischer Dämonen bewachte die vordere Pforte des Eispalastes. Leicht schürzte die junge Vampirin die Lippen, bevor sie sich dann zu ihren eigenen Leuten umwandte, wobei sie ihnen befahl, zuerst einmal zu halten. Ihr Dämonisch war brüchig, und solange Sheyr und Tarik nicht zu ihnen gestoßen waren, wolte sie eher abwarten. Deswegen zog sie sich selbst langsam zurück, während die anderen unschlüssig abwarteten, was denn nun passieren würde. Denn auch sie fröstelte es doch ein wenig, waren sie doch ganz andere Temperaturen gewohnt.

"Velvet...NEIN!!! NEIN!!!!!", schrie Bloody Rose und sah nach ihrem Pferd, das durch die tödlichen Schüsse zu Boden gestürzt war. "Velvet....Vel...", schluchtze sie und nahm ihr Pferd in den Arm, wobei sie ignorierte, dass dadurch ihre Kleidung vom Blut des Pferdes beschmutzt wurde. Als sie spürte, dass sämtliche Lebenskraft aus ihrem Pferd gewichen war, loderten ihre Augen auf. "Du abscheuliches Biest!!!!!!!!!!!"; schrie sie wutentbrannt und sprang auf, das Kristallschwert in der nun fast schon vor Wut verkrampfenden Hand.
Einem Berserker gleich rannte Bloody Rose auf Niya zu und schlug einen der Dämonen mit einem kräftigen Streich zur Seite, da er ihr den Weg versperren wollte. Das schwarze Blut spritzte auf, und Bloody Rose rannte auf Niya zu. Diese bekam schlagartig Panik und wollte schon ihr Schwert ziehen, als ein knallendes Geräusch zu hören war und Bloody Rose abrupt zu Boden sank. Mehrere der verhexten Bolzen hatten ihren Körper durchbohrt.

"Kann jemand von euch dämonisch?" fragte Cecilia und seufzte ein wenig, während sie ihre Handflächen gegeneinander rieb. Wenn es doch hier nur ein Feuer gäbe, das sie so beeinflussen könnte, dass sie sich selbst wärmen konnte! Aber hier fand man nicht einmal den kleinsten Funken an Wärme...nicht einmal in den Herzen ihres Volkes, denn die fröstelten mittlerweile auch sehr. Die Ignier waren eben nur die große Hitze gewöhnt, Kälte dagegen machte ihnen stark zu schaffen. Deswegen war auch in früheren Zeiten schon die Kommunikation der Inferna-Gilde mit der Gilde des Eisdrachen eher spärlich gewesen. Doch während Cecilia überlegte, zuckte der Rest nur mit den Schultern. Sicherlich, manche beherrschten die Sprache, doch wenn, dann nur spärlich und ohne den nötigen nordländischen Akzent.