Das Zeitalter der Schatten

"Huch fast hätte sich mein kleiner Finger rühren müssen...", lachte Niya, obwohl sie sich eigentlich zutiefst erschreckt hatte, sich aber nicht die Blöße geben wollte. "Ergreift sie!", befahl sie nur und wartete nur noch darauf, dass es zu Ende gehen würde.

Bloody Rose spürte die brennenden Schmerzen in ihrem Körper, die durch die verhexten Bolzen kamen. Luzius musste wirklich beste Arbeit geleistet haben. "Als würde ich so leicht zu fangen sein....", entgegnete Bloody Rose und versuchte sich wieder aufzurichten, während die Gardisten auf sie zukamen. "Du denkst vielleicht du hättest mich hiermit besiegt...aber wie ich sehe unterschätzt du die Antiquae gewaltig, Elfenhexe!", lachte Bloody Rose und legte ihre Hände auf den Boden. Ihre Augen flammten in tiefem Rot auf und ein Raunen war zu hören, gerade so, als würder der Berg selbst zusammenstürzen.

Unsicher waren die Dämonen stehen geblieben und auch Niya schaute sich verunsichert um, da sie noch nicht einordnen konnte, woher das Geräusch kam.

Gerade eben wollte Cecilia ihren Leuten schon befehlen, einfach umzukehren, als sie den Flügelschlag hörte, der nur von einem Rabenmenschen kommen konnte, und - als sie sich umwandte - Reya und Sheyr bemerkte, mit einem freudigen Grinsen im Gesicht. "Er hilft uns!" meinte Reya überglücklich, als sie wieder ihre menschliche Gestalt annahm und erst einmal in die Arme ihrer besten Freundin sprang. "Es hat zwar ein wenig Überedungskünste gebraucht, aber er schickt seine Leute. Und er schickt Waffen. Und er hat gerade verkündet, dass die Beziehungen mit Calum abgebrochen worden sind und er das Land gegenüber ihnen schließt. Keiner kommt mehr rein, nur noch raus."
Auf diese Worte hin konnte Cecilia nicht umhin zu lächeln, doch dann wandte sie sich an Sheyr. "Du kannst doch diesen nordländishen Akzent des dämonischen oder?"

Zufrieden schaute Bloody Rose zu Niya und grinste schadenfreudig, wie diese plötzlich von Panik ergriffen war. Dagegen schienen die Dämonen nicht gerade verängstigt zu sein - sie schauten lediglich um sich um früh zu entdecken, was hier geschah.
"Was hast du getant, du Biest?", zischte Niya wütend und stieg vor lauter Wut von ihrem Pferd ab. Sie zog ihr Schwert und schlug beherzt zu, sodass Bloody Rose eine große Schnittverletzung davon trug.
"Sieh mal dahin.....Miststück!", fauchte Bloody Rose und zeigte auf den Spalt der von der Stelle ausging, an der sie ihre Hand gehabt hatte. Gleichzeitig trat sie mit ihrem Fuß, sodass Niya auf den Rücken fiel und Bloody Rose davon humpelte. Innerhalb weniger Sekunden zerbrach der Pass, der vor langer Zeit aus dem Stein geschlagen war, und verwandelte sich in eine Schuttlawine, die alles mit sich riss, was so eben noch auf dem Pass gestanden hatte.

Eigentlich hatte Sheyr antworten wollen, als sie alle den Lärm vernahmen, der nicht von weither zu ihnen drang. Es klang, als würden Berge einstürzen, doch entdecken konnten sie nicht wirklich etwas, da ein Schneesturm ihnen die Sicht nahm und sie froh sein konnten, dass ihr Blick noch bis zum Palast reichte, der aber nur knappe 50 Meter von ihnen entfernt war. "Was auch immer da ist, ich bin froh, dass wir nicht teil davon sind..." murmelte Cecilia, und hoffte, dass alles gut für sie verlief und es nicht ein Werk von Niya war, welches Bloody Rose in den Tod treiben würde. Denn so sehr sie die Antiquae-Dame auch hasste, so sehr waren sie doch auf jeden einzelnen Kämpfer angewiesen.
Deswegen blickte sie auch jetzt wieder zu Sheyr, der dann aber nickte und ein wenig vorraussschritt. Sicherlich, man sah ihm an, dass er kein Nordländer war, aber auch die Nordländer hatten oft Verbündete der anderen Dämonen-Unterarten. Nicht selten kämpften vor allem Schatten auf der Seite der nordischen Dämonen, aber auch einzelne Südländer und Höllendämonen sah man.

"Velvet...", flüsterte Bloody Rose und weinte still ihre Tränen, die ihr über die Wangen rannen und dann auf den leblosen Körper Velvets tropften. Um sie herum tobte ein wahrer Schneesturm, der ausgebrochen war, kaum, dass sie ihre Magie benutzt und den Pass zum Einsturz gebracht hatte. Sie versuchte den ohrenbetäubenden Lärm und den stickigen Qualm zu ignorieren, die durch den Einstürz kamen. Bloody Rose hatte sich gerade noch zu ihrem Pferd retten können, dessen Platz die einzige Stelle war, die sie nicht zum Einsturz gebracht hatte. Ab sofort würde niemand mehr auf diesem Pass die Berge überqueren können.

"Verfluchte Hexe....", schrie Niya aus purer Angst, als sie spürte wie der Boden unter ihr zusammenbrach und sie von der vollen Macht der Gerölllawine getroffen und fortgerissen wurde - ebenso wie der Großteil der dämonischen Reitergarde. Niya fühlte sich als würde die Welt um sie herum zusammenbrechen, weshalb sie in ihrer Not nun jeden nur erdenklichen Schutzzauber, den sie kannte einsetzte, um nicht verletzt zu werden und vor allem zu überleben. Sie hatte schon längste die Antiquae aus dem Blickfeld verloren und dazu hatte sie auch noch den Halt auf ihrem Pferd verloren.

"Ya, ´se kihán ai azrak aguranis?" fragte Sheyr und versuchte, den nordländischen Akzent der Dämonen so gut wie es nur ging nachzuahmen. Sie verschluckten oft die Vokale am Anfang eines Wortes oder ersetzten die S- und z-Laute durch mehrere sch-Laute. So bildete sich fast eine neue Sprache, die von den anderen Dämonen nur sehr schwer zu verstehen - und natürlich noch schwieriger zu sprechen war. Doch jede Unterart der dämonischen Rasse hatte so ihre Eigenarten. Während die Südländer sich oft auf ein formelles Dämonisch besannen, hatten die Nordländer ihren eigenen Dialekt. Die Schatten dagegen sprachen alles eher härter und zischender aus. Weiche Laute wie b , g oder d waren bei ihnen kaum zu finden, sie wurden durch andere, härtere Laute ersetzt. Auch das sch fiel weg und wurde durch ein s oder ein z ersetzt. Die Höllendämonen dagegen sprachen normal, auch wenn sie oft andere Worte benutzten, was schon einer Geheimsprache nahe kam.

Bloody Rose wurde weiterhin von der Staubwolke umgeben und war somit unsichtbar für die Soldaten die gerade zusehen mussten wie der Pass vor ihren Augen zusammengestürzt war - mitsamt ihrer Heerführerin. Der König Luzius selbst und auch der General Mardal waren dagegen in weiter Ferne, da diese soeben die Höhlen Kavendars erreicht hatten.
"Da wären wir eure Majestät....die ganze Luft riecht geradezu nach Gemetzel! Oh wie ich es lieben werde, diese nervigen Inferna abzuschlachten!", murrte Mardal und an seinen Augen konnte man schon ablesen, dass er bereit war für den Kampf. Zudem war er auch schon lange hungrig und wollte einmal wieder gutes Infernafleisch kosten - ebenso wie das der zarten Elfen.

"Velvet.....Luzius wird dafür büßen...du wirst nicht unnötig gestorben sein...", keuchte Bloody Rose, die den Schmerz ihrer Wunden kaum ertragen konnte. Zwar spürte sie, dass sie durch die Bolzen, dank ihrer natürlichen Regenerationskräfte, nicht sterben würde - doch die Schmerzen waren dennoch unbeschreiblich. Zumal der Herzschmerz, den sie durch den Verlust ihres geliebten Pferdes spürte, durch keine Fähigkeit zu heilen war.

"Scha." antwortete einer der Nordländer und war nach vorne getreten. Die nordischen Dämonen waren klein, ziemlich klein sogar. Die größten von ihnen wurden nur 60cm groß, manche erreichten gerade so die 70 Zentimeter-Marke. Doch viele kamen niemals auch nur über den halben Meter hinaus und waren deshalb aus menschlichen Augen betrachtet ziemlich klein. Viele Sterbliche hielten sie fälschlicherweise für Schatten, auch wenn die Nordländer eine menschliche Form annehmen konnten und deshalb eindeutig von den Schatten abzugrenzen waren. "Kaia takuye?" fragte der Anführer der Wachen dann aber und musterte Sheyr neugierig "Ya, ´te tsecha sarenis?"
"Scha." erwiderte nun auch Sheyr und trat ebenfalls näher. "Takuyene ádianare vashtaré." Wieder machte er einen Schritt nach vorn, wobei er stets von den Blicken der Nordländer, aber auch von den sich versteckt haltenden Inferna begleitet wurde.

"Nicht nur die Inferna. Wir machen sie alle dem Erdboden gleich. Wenn ihr Gefangene nehmen könnt, tut das, ich brauche schließlich später etwas zum Spielen. Wenn nicht, tötet sie, metztelt sie ab und nehmt sie mit. Wir werden sie ausstellen, sie sollen ein Mahnmal für alle Bewohner Calums sein, die sich noch immer widersetzen."

"Gefangene? Wie ihr wünscht...auch wenn ich gestehen muss, dass es schwierig werden wird bei meinem Appetit", kicherte Mardal schadenfreudig, während sich seine Augen gelb verfärbten und die Pupillenform nun mehr der eines Eidechsenauges glich. "Wollt Ihr vorausgehen?", fragte Mardal, schließlich wusste er doch wie gerne Luzius doch den Kampf hatte und erst die Chance die Gilden auszulöschen.

Bloody Rose versuchte die Bolzen aus ihrem Körper herauszuziehen, was auch bei einem der Bolzen gelang. Bei dem nächsten verließ sie jedoch ihre Kraft, da sie doch stark geschwächt worden war durch die Wunden. Nur allmählich schloss sich wieder die Wunde, die der nun herausgezogene Bolzen verursacht hatte, während die zweite Wunde unverändert stark weiter schmerzte.

"Nimm dir so viele wie du willst, auch ich verspüre einen gewissen Hunger. Aber vergiss nicht, mein guter Freund, wir brauchen noch Proviatn. Und ein kleines Siegesmahl später kann auch nicht schaden, denkst du nicht auch?" Mit einem genüsslichen Grinsen war Luzius an Mardal vorbeigeschritten und hatte nun seine Sense ausgefahren, wobei er gelassen durch die Hallen Kavendars schritt. "Das ist also das berühmte Versteck dieser Bande von Verrätern. Erstaunlich, nicht wahr? Sie halten sich für Rebellen und doch hausen sie wie Ratten in einem Abwasserloch. Sieh sie dir an, stell dir vor, wie sie rennen werden, wenn wir sie erst einmal aus ihrem dunklen Loch gejagt haben. "

Gerade wollte Mardal schon in die Höhle losreiten, als er plötzlich inne hielt. "Ich habe das Gefühl, dass Niya in Schwierigkeiten ist....was aber noch viel besser ist - ich rieche Antiquae-Blut!! Entschuldigt mich, eure Hoheit!", empfahl sich Mardal und sprang von seinem Pferd. Nur einen Wimpernschlag später hatten sich auf seinem Rücken schwarze Flügel, wie die eines Drachen gebildet, die fast so lang wie sein ganzer aufrechter Körper waren. "Ich werde dieser Antique den Todesstoß geben, wenn ihr erlaubt, mein Gebieter!", bat Mardal, dessen vorher noch menschlichen Augen nun endgültig denen einer Echse glichen.

Bloody Rose atmete schwer - woher hatte Luzius nur dieses Gift her, dass selbst ihren Regenerationskräften Schwierigkeiten bereitete und sogar ihren magischen Schild durchdrungen hatte? "Verdammtes Monster....", hustete Bloody Rose und versuchte ein weiteres Mal den zweiten Bolzen aus der Wunde zu ziehen. Wie beim ersten Versuch, verließen sie wieder die Kräfte, bevor sie ihn herausziehen konnte. Luzius hatte beim Mischen des Giftes wahrlich beste Arbeit geleistet.

"Hört ihr das auch?", fragte Shanea an Tarek und die anderen gewandt, als sie das Geräusch von tausenden Pferden und Menschen hörte. Sie waren zwar noch weit entfernt, doch konnte sie dank ihrer elfischen Sinne doch weitaus mehr wahrnehmen als die normalen Menschen. "Sie sind also jetzt angekommen......denkt ihr Luzius ist auch unter ihnen oder wird er sich seinen Spaß für später aufheben?"

"Hm...ich hätte sie zu gerne noch lebend gesehen, immerhin habe ich noch persönliche Streitigkeiten mit ihr zu klären - wenn du verstehst, worauf ich hinauswill." erwiderte Luzius mit einem gehässigen Grinsen. In diesem Moment fühlte er sich mehr denn je wie der Gott, dessen Namen er angenommen hatte. In Wahrheit besaß er einen anderen Namen, doch niemand wusste wirklich wie er hieß - niemand bis auf die Antiquae. Es war einer der Gründe, warum er so sehr an der Auslöschung dieses Volkes interessiert war. Seit der Blutmondnacht trug er schon diesen Namen und hatte sich damit selbst zum Herren der Finsternis erhoben, unwissend, dass der wirkliche Träger des Namens noch irgendwo durch die Lande zog und nicht einmal so weit entfernt war, wie er es vielleicht für möglich gehalten hätte. Doch den König von Calum interessierte es im Moment auch nicht, war er doch schon längst in seinen kleinen Wahnsinn versunken, der ihm vorgaukelte, er wäre der Schöpfer allen Bösen.

Kurz hatte Tarek die Augen geschlossen, damit er sich bessser kozentrieren konnte, doch dann nickte er. "Ich weiß es nicht....noch spüre ich keine Präsenz, aber das kann sich noch gut ändern. Wir sollten jedoch vorsichtig sein, und uns sofort einen Fluchtweg zurechtlegen. Immerhin will ich noch lebend hier rauskommen und nicht als Fraß der Nordländer enden."

"Oh ich verstehe....dass wird es selbstverständlich umso spaßiger machen!", freute sich Mardal und grinste vielversprechend bevor er endgültig seine Drachengestalt annahm und nun alle um mehrere Meter überrage, während er seine ebenfalls meterweiten Schwingen ausbreitete. "Ich bin sofort wieder bei euch Gebieter! Mit der Beute!", erklärte Mardal und schon im nächsten Moment schwang er sich in die Lüfte.

Gerade hatte Bloody Rose doch noch die Kraft gefunden den zweiten Bolzen herauszuziehen, als sie den schwarzen Drachen am Himmel erblickte. "Verdammte...", fluchte Bloody Rose, die sofort versuchte einen Spruch zu beginnen, doch da spürte sie schon wie sie von den Klauen des Monstrums ergriffen wurde und sich mit dem Drachen in die Lüfte erhob. Sie wusste nur zu gut, dass dieser Drache zu Luzius gehörte und damit wusste sie auch was sie wohl erwarten würde. Die Informationen ihrer Spione waren also nicht falsch gewesen, als diese davon gesprochen hatten, dass Luzius selbst einen schwarzen Drachen in seinen Diensten hatte.

"Ein Glück, dass wir einen solchen Vorsprung haben!", atmete Shanea erleichtert auf.

Ein leichtes Lachen ging von Luzius aus, als er dann aber erstaunt beobachtete, wie Mardal seine wahre Gestalt annahm. Einen Drachen unter seinen engsten Vertrauten zu haben, war wohl das Beste was ihm je passiert war, vor allem wenn es später darum gehen würde, den mächtigen Eisdrachen in seinem Palast auf die Knie zu zwingen. Sicherlich, man hatte ihn damals mit seinen eigenen Mitteln geschlagen, aber er wäre wohl mehr wert, wenn er ebenfalls dem neuen König von Santris dienen würde. Wie es schien, war der Mann dessen Herkunft bisher nur Bloody Rose bekannt war, seinem Plan näher denn je. Schon bald hatte er ganz Santris wirklich unter seinem Joch, und dann würde er das asragura-Meer überqueren und Seraphis einnehmen...er würde sich zu dem Gott erheben, dessen Identität er gestohlen hatte. Wenn erst einmal die Herrin der Antiquae tot war, wer konnte sich ihm dann noch entgegenstellen? Eine Horde Rebellen, die aber kaum über die nötige Ausrüstung verfügten um eine Schlacht zu schlagen? Ein paar Antiquae, die aber ihm niemals standhalten könnten wenn er erst einmal seine ganze Macht zeigte? Nein, es gab absolut nichts mehr. In dem Moment, da Bloody Rose vor ihm knien würde, hätte er sich zum Schwarzen Gott erhoben.

"Oh jah....Aber wir sollten den Vorsprung auf keinen Fall verlieren. Das heißt: Ruhen wir uns nicht auf unseren Lorbeeren aus. " mahnte Tarik.

"Jajajajaja ich will diesem Ungeheuer bloß nicht zu nahe kommen!", entgegnete Shanea und beschleunigte ihr Pferd - irgendwo würde ja auch der Ausgang dieser Höhlen kommen. Und falls nicht...wer wusste schon was in den unerforschten Teilen Kavendars noch so alles nur darauf wartete, dass eine Mahlzeit vorbei kommen würde? Oder vielleicht jemand der ihnen zur Hilfe kommen würde? Wer wusste es schon..

Bloody Rose spürte den starken, eisigen Wind in ihrem Gesicht, als sie in den Klauen des Drachens gefangen über das Gebirge von Kavendar geflogen wurde, und dann plötzlich fallen gelassen wurde. Mehr als nur unsanft landete sie auf dem felsigen Boden der vor dem Eingang zu den Höhlen war. Bloody Rose konnte nur ein Paar Stiefel sehen, doch wusste sie nur zu gut, wem diese Stiefel gehörten. "Luuu....zius........oder sollte ich besser sagen Bezalel Khayal Iblin vay Sarena ? Elendiger Verräter...du wirst damit niemals durchkommen...", hustete Bloody Rose, die noch unter den Auswirkungen des Giftes litt und Luzius nur schemenhaft wahrnehmen konnte.

"Du warst nie wirklich eine Bedrohung für mich, das sollte dir doch bewusst sein, oder?" Luzius schüttelte nur den Kopf. "Vor allem da mit dir die einzige Person, die noch meinen wahren Namen kannte, diese Welt verlässt. Es ist eine Schande, nicht wahr? Du musstest mitansehen wie aus dem kleinen Bezalel, Sohn einer Antiquae, die verbotenerweise ihr Volk verließ um mit einem Dämon aus dem Süden von Illiónata zu leben, der große König von Santris wurde, während du tatenlos daneben gesessen bist, unfähig, dein Volk zu retten und das, was dir lieb war. Erinnert es dich an etwas? Ich durfte damals selbst tatenlos zusehen, wie du meiner Mutter einen Pfahl durchs Herz gebohrt hast. Ich muss sagen, ich bin dir dankbar, du hast dafür gesorgt, dass mein eigenes Herz von Rache zerfressen wurde - etwas, was mich so weit brachte, nach Calum zu ziehen und mir dort eine falsche Identität zuzulegen. Danke, du hast mich zum König gemacht - und dich nebenbei selbst immer mehr an den Rande der Möglichkeiten gebracht. Zuletzt habe ich im Schloss gelebt, während du die Höhlen vorziehen musstest...Schade, Rose...es hätte so gut enden können für unser Volk, nicht wahr? Aber du hast deine Chancen verspielt. Und mit deinem Tod wird meine Herrschaft endgültig besiegelt. Wer sollte mich noch stoppen? Die Götter, die mit sich selbst beschäftigt sind? Nein, der neue Gott der Finsternis bin ich!"

"Noch sind wir nicht geschlagen......ich mag vielleicht hier vor deinen Füßen liegen...aber noch sind wir nicht am Ende! Du magst die Gilden einzeln geschlagen haben...doch mit vereinten Kräften werden wir dir und deiner Herrschaft ein Ende bereiten!", keuchte Bloody Rose und versuchte so gut es ging aufzustehen. Kaum dass sie stand fiel sie jedoch sofort wieder zu Boden, da sie und ihre Kräfte völlig verausgabt und noch dazu vom Gift geschwächt waren. "Selbst wenn ich sterbe, wird es noch genug geben dir vereint dir entgegen treten werden! Da wird dir auch dein schwarzes Drachenhaustier nicht von Nutzen sein!", entgegnete Rose und versuchte zu lächeln, was ihr jedoch nur schwer gelang.
"Wenn ich jetzt sterbe werde ich nicht lange auf dich warten müssen...", kicherte Rose noch, während sie sich bereits einen Spruch überlegt, mit dem sie sich und Luzius mitsamt seinem hier versammelten Generalsstab in den Tod reißen konnte.

"Du liegst vor deinen Füßen und mit dir wird dein ganzes Volk untergehen, Rose..." murmelte Luzius und lächelte ein wenig, bevor er sie dann aber hochhob. "Denkst du wirklich ich würde die anderen noch verschonen? Ihr habt mich verstoßen, weil ich kein reiner Antiquae bin, weil meine Mutter euer Blut geschändet hat, wie ihr es nennt. Pah." fauchte er und hatte Rose zu sich gezogen. "Du wirst lange warten, denn ich lebe ewig...was willst du tun, einen Fluch auf mich hetzen? Ich könnte tausende Flüche auf dich und deine geliebten Mitstreiter herabschicken! Ich habe Macht...mehr Macht als du jemals haben wirst. Mein Herz vergeht fast vor Rachsucht...es wird Zeit, diese Sehnsucht zu befriedigen. Nun, hast du noch irgendwelche letzten Wünsche, oder letzten Worte, bevor ich deinem Leben ein Ende bereite und damit auch das Zeitalter der Antiquae einläute? Ihr Rebellen...ihr habt keine Chance. Das Volk der Okami ist zur Gänze ausgelöscht. Die Sonnenelfen werden bald aussterben. Von den Igniern lebt nur noch eine Handvoll, genauso wie von den Mondelfen. Der Eisdrache wird bald auch schon mir unterstehen...und die Dunkelelfen waren schon immer auf meiner Seite. Und von Santris aus wird es weitergehen...nach Sura."

"Wenn du dich da mal nicht überschätzt, Bezalel!", hustete Bloody Rose. "Du magst gegen die Gilden vielleicht einen ersten Sieg eingefahren haben, aber den Krieg hast du lange nicht gewonnen! Wenn Sura dich für den wahren Luzius halten wird, wirst du mit dem Heer von Calum keine Chance haben! Und dann werden wir Gilden uns zurückholen was uns genommen wurde!", grinste Bloody Rose. Mit letzter Kraft hievte sie ihren Arm hoch und packte Luzius Gesicht, während sich in ihrer Hand gleichzeitig ein Feuerball bildete. "Wir sehen uns im Jenseits! Du wirst nun mit mir diese Welt verlassen Belazel!", rief Bloody Rose wutentbrannt.

Ein Stein nach dem anderen schaufelten die Dämonengarden fort, nachdem sie sich aus der Steinlawine befreit hatten. Da sie keine gewöhnlichen Menschen waren, hatte die Garde den Erdrutsch der durch Bloody Roses Magie ausgelöst worden war, ziemlich unbeschadet überstanden. Alles was sie hatten waren hier und da ein paar Prellungen oder blaue Flecken. "Hexe..geht es euch gut?"; fragte einer der Gardisten, als sie Niya aus dem Schutt befreit hatten. Im Gegensatz zu den Dämonen schien sie noch nicht ihr Bewusstsein zurück zu haben, während ihr Pferd wohl das Zeitliche gesegnet hatte.

"Nein, du unterschätzt mich und überschätzt die anderen Völker. Die Ithuánier sind ein Priestervolk, sie halten sich aus allem raus, vor allem weil ich ihrer Ansicht nach ein Gott bin und sie keine Götter bekämpfen. Sie würden mich eher schützen. Das Volk von Illiónata wird mich ebensowenig angreifen, nach meinen Erfahrungen ist der derzeitige König von Illiónata mit einem anderen Krieg beschäftigt. Und die Suraner? Ich bitte dich, sie sind ein zusammengemischtes Häufchen ehemaliger Gefangener, Dämonen und Viehbauern. Was könnten sie schon ausrichten? Sicherlich, in ihren Augen bin ich eine Gefahr, aber Santris ist groß, und mir gehorchen genügend Leute." erwiderte Bezalel unbeeindruckt von Roses Worten. Als sie ihn dann aber am Gesicht packte, begann er nur zu lachen. "Ich wusste schon immer, dass du nur nach außen hin stark bist. Im Innersten bist du genauso schwach wie der Rest deines Volkes." Voller Zorn packte er sie wieder am Kragen und zerrte sie weg von sich, um sie einige Meter von sich entfernt in den Schnee zu werfen.

Nicht gerade sanft landete Bloody Rose im Schnee und der Flammenball, den sie mit letzter Kraft in ihrer Hand beschworen hatte, verpuffte im Schnee, sodass nun lediglich einiger Schnee geschmolzen war, anstatt, dass Luzius Gesicht verbrannt war. Gedanklich fluchte Bloody Rose und versuchte aufzustehen, doch war sie immer noch durch das Gift und den Kraftaufwand geschwächt, den sie für ihre Magie aufgebracht hatte.
"Deine Überheblichkeit wird noch eines Tages dein Untergang sein!!! Du verschließt deine Augen vor der Zukunft aber ich weiß, dass du schon bald ebenso enden wirst, so wie du jetzt meine Existenz beenden willst. Aber selbst wenn ich jetzt sterbe, so weiß ich doch dass die Rebellion in guten Händen liegt!", meinte Bloody Rose mit einem Grinsen und hatte es nun doch zumindest geschafft wacklig auf den Beinen zu stehen und ihr Schwert zu ziehen, auch wenn sie es kaum oben halten konnte.
"Bringen wir es zu Ende du elendiger Bastard! Du Sohn einer Ausgestoßenen! Du hättest niemals entstehen dürfen!", zischte Bloody Rose, auch wenn es mehr gehustet war.

"Hm..." machte Bezalel als er nun so über Bloody Rose stand, seine lange Sense direkt auf ihre Brust gerichtet. "Du hast für den Tod jener gesorgt, die ich liebe. Du hast mich zu einem Ausgestoßenen meiner eigenen Völker gemacht - aber gleichzeitig auch zu einem König. Ich könnte dich töten, doch würde es niemals ausreicehn, um meinen ewigen Durst nach Rache zu befriedigen. Ich könnte dein Volk auslöschen, doch noch immer wäre meine Seele ein leeres Gefäß - welches nur weiterhin mit dem Blut von Anitquae befriedigt werden könnte. Nein...ich will Gnade walten lassen. Weißt du was, Rose...Ich lasse dich leben." Bezalel war neben sie gekniet und hob nun ihr Kinn. "Meine Ärzte werden dich versorgen...ich brauche immerhin jemanden, der den anderen als Mahnmal dient. Noch dazu wirst du sicherlich eine wundervolle Sklavin abgeben, denkst du nicht?"

"Du lässt mich.....", fauchte Boody Rose, als sie die Worte von Luzius hörte. Zornig stieß sie ihn von sich, bezahlte diesen Kraftaufwand aber sogleich mit einem stechenden Schmerzen. "Bring es endlich zu Ende! Du wolltest mich tot sehen! Also strecke mich auch endlich nieder! Oder hälst du es etwa für eine gute Idee mich zusehen zu lassen, wie du von Cecilia zermalmt werden wirst?!"; kicherte Bloody Rose und schritt wacklig auf Luzius zu.
"Wenn du es nicht tust, dann werde ich es eben tun! Ich werde nicht als deine persönliche Sklavin enden!", zischte Bloody Rose und setzte gerade das Schwert an ihr Herz an, als sie von einem kräftigen Schlag von Mardals breiten Drachenflügeln durch die Luft gestoßen wurde. Dabei entglitt ihr ihr Schwert, das irgendwo im Schnee landete, während Bloody Rose hart auf dem Boden aufschlug. Zwar bewegte sie sich nicht mehr, aber konnte Mardal noch bestens riechen, dass sie lebte.
"Verzeiht eure Majestät!", entschuldigte er sich bei Luzius.

Verdutzt hatte Luzius zugesehen, wie Bloody Rose nun zu Boden glitt, doch auch er bemerkte, dass sie noch lebte. Dann aber blickte er nur zu Mardal, und nickte ihm zu. "Es sei dir vergeben. Flieg zurück, nimm sie mit und vertraue sie meinen Ärzten an, sie sollen sich um sie kümmern. Sie soll am Leben bleiben, nichts weiter. Keine Stärkungen, keine richtige Genesung. Ich werde unverzüglich nach Calum zurückkehren. Übermittle den Generälen, sie sollen die Stellung halten, insbesondere in Kavendar. Ich will keine Toten. Ich will so viele Gefangene wie möglich, bringt sie mir alle!" fauchte Luzius. Mittlerweile strahlte er wieder die Autorität aus, die er sonst immer zu tragen pflegte. Dies war der Beginn seiner Rache, und er würde wohl niemals aufhören, bevor das leere Gefäß, welches sich seine Seele nannte, gefüllt war.

Gerade wollte Mardal schon losfliegen, als er inne hielt und ein Gespräch zu führen schien. Obwohl er noch in seiner riesigen Drachengestalt war, konnte man ein breites Grinsen in seinem furchterregenden Gesicht sehen.
"Eure Majestät....meine Verwandeten des Meeres haben eine interessante Entdeckung gemacht! Sie haben einen großen Heerhaufen der Rebellen an der Nordküste entdeckt! Und es sind nicht nur Soldaten - auch Frauen, Kinder und Proviant! Und sie werden von den restlichen Antiquae angeführt! Meine Verwandten warten nur noch auf eure Erlaubnis einzugreifen! Die Rebellen liegen geradezu auf dem Präsentierteller! Ich kann euch schon sagen, dass es ein reines Abschlachten wird, denn laut den Spähern sind nicht einmal die Ignier oder gar die Elfen unter ihnen. Beziehungsweise wird es eine Menge Gefangene und Spielzeug geben", erklärte Mardal freudig, während er mit einer seiner Krallenhänden Bloody Rose ergriff, wobei er dabei nicht gerade zimperlich mit ihr umging.

Derweil hatte die Dämonengarde ihre Pferde wieder zum Großteil eingefangen und kehrten nun zum Hauptheer und zu Luzius zurück, da Niya immer noch bewusstlos war und wohl einige Tage Ruhe brauchte um sich von ihren Wunden zu erholen.